What’s Happened
Julian und die Mütter
Ich schaue mir die Mittagstischkarte für die kommende Woche an und lese, dass es diese Woche Blumenkohl Linsen Curry gibt und denke sofort : Yeah ! Julian kocht Curry ! Wieso hat Julian eigentlich so eine Passion für Currys? Da bleibt nur eins: ihn bitten sich ein bisschen Zeit zu nehmen & nach zu fragen…
Seit ich die Karte für die kommende Woche gelesen habe freue ich mich auf die Mittagszeit, weil ich weiß dass du Blumenkohl-Linsen-Curry kochst ! Wie kommt es eigentlich, dass du so eine Leidenschaft für Currys hast
Julian lacht: “Gewürze und Gemüse sind für mich die tollsten Produkte zum Arbeiten & gerade die indisch – arabische Küche bietet in all ihrer Vielfalt eine Menge Raum um sich aus zu probieren. Und da gerade Nicole von ihrer Reise durch Indien & Sri Lanka wieder gekommen ist & vieles mitgebracht hat, kribbelt es natürlich in den Fingern direkt den Spirit in ein Gericht zu bringen“
Ein Gericht, macht ja noch lange keine Karte – also worauf konzentrierst du dich wenn du ein Menü schreibst?
„Jedes einzelne Gericht ist wichtig und steht für sich! Trotzdem ist es mein Ziel für ein Menü, dass die Gäste eine breite Auswahl haben auch etwas aus probieren zu können, was natürlich nicht bedeutet, dass es mich nicht freut wenn ein Gericht besonders gut ankommt. Du freust dich ja auch schon wieder! “
Was bedeutet es für dich wenn Gäste sich freuen?
„Kochen empfinde ich als einen ganz besonderen Akt von Liebe. Die Liebe zu Produkten, sie in ein Gericht zu übertragen und dann die Menschen zu sehen, wie sie einfach glücklich sind. Für mich ist es das Herzlichste, gemeinsam an einem großen Tisch zu sitzen und alles teilen zu können. Das große Bild eben. Von Essen und Trinken, Gespräche über Musik, Bücher und alles was Spaß macht. Wenn all das in Verbindung steht, kann man doch nur einen guten Tag haben.“
All das setzt natürlich voraus, dass du Produkte zum arbeiten hast, welche deinen Ansprüchen gerecht werden…
„Wenn eine Gurke nicht nach Gurke schmeckt, dann habe ich keine Freude daran mit dieser Gurke zu arbeiten, da hast du Recht. Zu einer Gurke passt am besten: ein gutes Olivenöl, etwas Salz und Zitrone.“
Würdest du also sagen, dass diese permanente Produktverfügbarkeit den Preis hat, dass die Qualität verloren geht und somit auch die Liebe zum Essen ?
„Genau! Menschen haben durch diese permanente Verfügbarkeit vergessen, wie die einfachen Produkte in ihrer wirklichen Ursprungsform schmecken. Sie wissen teilweise nicht mal mehr, wann die Saison einer Gurke ist!“
Macht es das für dich nicht schwer? Den Spagat zwischen der Erwartungshaltung und deinem Anspruch beim Kreieren von Gerichten ?
„Auf jeden Fall. Jetzt ist der Winter fast um und die Saison geht los, wo wir wieder mehr Gemüse von Roberto bekommen! Darauf freue ich mich, denn diese Menschen bauen Obst und Gemüse mit Herz und Kopf an, was das Produkt eben wieder zu dem Produkt selbst macht. Ich wünsche mir, dass die Menschen wieder nachdenken und sich bewusst werden, wie wichtig beispielsweise eine Saison ist. Denn ohne diese, brauchen wir gar nicht über Nachhaltigkeit und Qualität sprechen. Ich möchte Gerichte einfach ehrlich und mit Liebe zubereiten können. Die Produkte so einfach wie möglich zu lassen, anstatt sie auseinander zu reißen und wieder neu zu kombinieren oder gar neu zu erfinden.“
Was denkst du dann, wenn du in ein Restaurant gehst, dass das gesamte Jahr eine feste Karte hat?
„Nichts. Da bin ich nicht.“ Und lacht. „ Ich liebe es wie bei Müttern zu essen.“
Wenn ich an das Essen bei meiner Mutter im Thüringer Wald denke, kommt mir der Gedanke : irgendwas mit Kartoffeln oder Nudeln und dann deftig ….
„Auch. Aber nicht ausschließlich. Mütter gibt’s ja auf der ganzen Welt. Und die kochen das, was sie haben. Im Original, frisch und mit Liebe.“
Ich drücke Julian, entlasse ihn wieder in seine Leidenschaft und möchte ihn jetzt irgendwie meiner Mutter vorstellen.